Wachstum

Wachstum

Genau hinschauen und sich selbst beobachten sind Fähigkeiten, die man sich aneignen sollte, um bei geistigen Wahrnehmungen nicht in die Irre zu geraten.
Ein Irrtum, der korrigiert wird, ist kein Problem. Wenn dieser jedoch zur Wahrheit erklärt wird, kann er die Entwicklung behindern. Meinungen und Vorgaben schaffen Vorurteile, die sich als Hindernis vor eine klare karmische Erkenntnis schieben können. Auch der Wunsch, etwas Besonderes gewesen zu sein kann zur Entwicklungsblockade führen.
Erhöhte Aufmerksamkeit und Mut zum eigenständigen Denken sind die Voraussetzung echter Imagination, Inspiration und Intuition.
Der Mensch schafft sich seine eigene Welt durch sein Fühlen und in der denkerischen Reflexion auf sein Empfindungsleben.
Das kleine Kind lebt ganz in sich und seinen elementaren Bedürfnissen und lernt erst ganz allmählich seine Umwelt als Gegenüber wahrzunehmen. Es schreit, wenn es Hunger hat oder sich nicht wohlfühlt. Es nimmt die Eltern wahr, jedoch nicht deren Bedürfnisse. Sein eigener innerer Erlebniskosmos ist Maßstab seines Verhaltens. Das steigert sich im 3. Lebensjahr zur Trotzphase, die in der Selbstwahrnehmung des eigenen Ich gipfelt.
Das Kind ist ein Egozentriker, das seinen Egoismus unreflektiert ausleben will. Mit der Erfahrung des Ich tritt jedoch die Möglichkeit ein, die Mitwelt differenziert und getrennt von sich wahrzunehmen und dadurch Empathie zu entwickeln. Und im günstigsten Fall wird der Mensch durch seine weitere Entwicklung ein soziales, hilfsbereites, mitfühlendes Wesen.
Dass dieser Idealfall nur selten eintritt, zeigt sich im alltäglichen Kleinkrieg in den Familien, Schulen, Gruppierungen und in der Zunahme psychischer Störungen.

Je nach Temperament und Charakteranlagen passt sich der Heranwachsende an seine Umwelt an oder er zwingt andere, sich an ihn und seine innere Welt anzupassen. Charaktere, die diesen Sozialmechanismus durchschauen und darunter leiden, sondern sich mitunter ab und werden Einzelgänger.
Ein solcher hat die Möglichkeit zu einer starken unabhängigen Persönlichkeit heranzureifen. Das ist jedoch ein steiniger, schmaler Pfad.
Andere wiederum versinken in Selbstmitleid und Anklagen gegen die böse Umwelt.
In Weltanschauungsgemeinschaften und Vereinen hat man einen Konsens geschaffen, gültige Ansichten und Regeln, an die man sich zu halten hat. Ein eigenständiges Beobachten und daran geschultes Denken ist dort oftmals nicht erwünscht. Und damit wird eine wirklich freie Entwicklung verunmöglicht.

Der auf ideale Weise entwickelte und sozialisierte Mensch hat genau wie alle anderen seine ureigene innere Welt. Er weiß jedoch, dass auch die anderen wirklich anders sind als er selbst und respektiert das. Die allermeisten Zeitgenossen weichen jedoch von diesem Ideal mehr oder weniger ab. Das erzeugt Druck und bereitet Unzufriedenheit und man sucht nach Lösungen. Durch ehrliche Selbstbeobachtung kann man sich korrigieren und einen Ausgleich schaffen. In diesem Prozess kann eine Psychotherapie oder Selbsterfahrungsgruppe hilfreich sein. Einseitigkeiten und Fehlverhalten werden gespiegelt und nach Strategien gesucht, um den Menschen aus seiner, manchmal zur Glasglocke gewordenen Isolation zu befreien. Er kann wieder frei agieren und an der sozialen Mitwelt teilnehmen.

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